Donnerstag, 29. Mai 2014

On international and municipal law

It is a fundamental error to assume that international law is primitive
because it lacks force and that an enforcing agency would cure the ills inci-
dent to international relations. It cannot be too often stressed that concep-
tions of municipal law can never be applied to internationalaw because the
subject matter, individuals on the one hand and sovereign nations on the
other, differ fundamentally. Hence the societal form of association and the
applicability and utility of coercion, must also differ. Individuals can be
coerced by a centralized superior and, in spite of occasional revolutions, can
not legally or usually physically resist societal agents. Sovereign nations
can not have, or be coerced by, any centralized superior because they are
legally equal, and no nation, as Story said, is the custos morum or the police-
man of the others. Any law that prevails among equals cannot be decreed
or enforced by a superior and must be of a type quite different from that which
prevails within the State. The two are law on different levels, which fact
induced Austin to call internationalaw international morality. That was
a recognition of their essential difference. If there were a superior, it would
not be internationalaw; and so long as states are legally equal, as the recent
resolutions admit, there can be no superior authority. Force behind an in-
ternational organization, independent of that of particular states, is unthink-
able so long as the members are sovereign states, and would soon prove fatal
to the organization. It must derive its prestige from different methods- consultative, deliberative, recommendatory, peaceful. The men who founded this nation seemed to have a clear grasp of that elementary human fact in discussing the suggested enforcement of the federal Constitution on the states. International law through the ages made its appeal not by force but by persuasion and application in practice.

Flaws in Post-War Peace Plans
Author(s): Edwin Borchard
Source: The American Journal of International Law, Vol. 38, No. 2 (Apr., 1944), pp. 284, 285f

Sonntag, 20. April 2014

Henryk Broder zu den Parallelen der EU zu einer Glaubensgemeinschaft

"Die Europa-Idee weist alle Eigenarten einer Glaubensgemeinschaft auf. Es gibt eine Priesterkaste, die Brüsseler Nomenklatura, es gibt das Heer der Gläubigen, von denen freilich immer mehr desertieren, es gibt die Häretiker, die dem Glauben abgeschworen haben, es gibt Prüfungen, die bestanden werden müssen, die Zypernkrise zum Beispiel, und es gibt Opfer, die erbracht werden müssen, beispielsweise die "Beteiligung" der Sparer an der Bankenrettung oder was sonst noch so alles an Enteignungsmaßnahmen auf uns zukommt, wenn die Kredite "fällig" gestellt werden. Eine maßvolle Inflation, vor allem bei den Gütern außerhalb des offiziellen Warenkorbs, wäre da wohl das sozial Verträglichste."
Henryk Broder, Die letzten Tage Europas. Wie wir eine gute Idee versenken (Albrecht Knaus Verlag, 2013), S. 188.

Samstag, 12. April 2014

Max Webers Feststellungen zum Aufstieg der Bürokratie aus dem Jahr 1917...

"Der Bürokratisierung gehört die Zukunft .. Die Bürokratie ist gegenüber anderen geschlichen Trägern der modernen rationalen Lebensordnung ausgezeichnet durch ihre weit größere Unentrinnbarkeit. Es ist kein geschichtliches Beispiel dafür bekannt, dass sie da, wo sie einmal zur völligen Alleinherrschaft gelangt war – in China, Ägypten, in nicht so konsequenter Form im spätrömischen Reich und in Byzanz –, wieder verschwunden wäre, außer mit dem vällkigen Untergang der ganzen Kultur, die sie trug. Und doch waren dies noch relativ höchst irrationale Formen der Bürokratie: >> Patrimonialbürokratien<<. Die moderne Bürokratie zeichnet sich vor allen diesen älteren Beispielen durch eine Eigenschaft aus, welche ihre Unentrinnbarkeit ganz wesentlich endgültiger verankert als die jener anderen: die raitonale fachliche Spezialisierung und Einschulung. [...] Wo aber der moderne eingeschulte Fachbeamte einmal herrscht, ist seine Gewalt schlechthin unzerbrechlich, weil die ganze Organisation der elementarsten Lebensversorgung alsdann auf seine Leistung zugeschnitten ist. [...] Angesichts der Grundtatsache des unaufhaltsamen Vormarsches der Bürokratisierung kann die Frage nach den künftigen politischen Organisationsformen überhaupt nur so gestellt werden: 
1. Wie ist es angesichts dieser Übermacht der Tendenz zur Bürokratisierung üerhaupt noch möglich, irgendwelche Recste einer in irgendeinem Sinn "individualistischen Bewegungsfreiheit zu retten? Denn schließlich ist es eine gröbliche Selbsttäuschung zu glauben, ohne diese Errungenschaften aus der Zeit der "Menschenrechte" vermöchten wir heute – auch der Konservatiste unter uns – überhaupt leben.
2. Wier kann, angesichts der steigenden Unentbehrlichkeit und der dadurch bedingten steigenden Machtstellung des uns hier interessiernden staatlichen Beamtentums, irgendwelche Gewähr dafür geboten werden, dass Mächte vorhanden sind, welche die ungeheure Übermacht dieser an Bedeutung stets wachsenden Schicht in Schranken halten und sie wirksam kontrollieren? Wie wird Demokratie auch in diesem beschränkten Sinn überhaupt möglich sein?" 

Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft (Zweitausendeins, 1917/2008), S. 1059-1061.

Sonntag, 23. Februar 2014

den Rechtspositivisten ins Stammbuch geschrieben

Der Nicht-Positivist [...] behauptet lediglich, dass das ethische Problem im Falle extremen Unrechts zugleich ein rechtliches ist. Das hat zur Folge, dass er aus seinem moralischen Urteil rechtliche Konsequenzen zieht. seine Argumentation kann inhaltlich mit der des Positivisten übereinstimmen, und er hat wie dieser seine Argumente offenzulegen und zur Diskussion zu stellen. Dass er im Falle extremen Unrechts nicht dem Standpunkt der Moral verharrt, sondern von diesem zum Standpunkt des Rechts übvergeht, ist keine Verschleierung des Problems, sondern Ausdruck einer inhaltlichen These. Diese kann nciht mit dem formellen Argument der Klarheit, sondern nur mit substantiellen Argumenten angegriffen werden.


Robert Alexy, Begriff und Geltung des Rechts (München: Verlag Karl Alber Freiburg, 2011), S. 78f.

Sonntag, 19. Januar 2014

Eintrag ins Stammbuch so mancher Juristen

Das aber muß sich dem Bewußtsein des Volkes und der Juristen tief einprägen: es kann Gesetze mit einem solchen Maße von Ungerechtigkeit und Gemeinschädlichkeit geben, daß ihnen die Geltung, ja der Rechtscharakter abgesprochen werden muß. [..] wo Gerechtigkeit nicht einmal erstrebt wird, wo die Gleichheit, die den Kern der Gerechtigkeit ausmacht, bei der Setzung positiven Rechts bewußt verleugnet wurde, da ist das Gesetz nicht etwa nur >>unrichtiges Recht<<, vielmehr entbehrt es überhaupt der Rechtsnatur. Denn man kann Recht, auch positives Recht, gar nicht anders definieren denn als eine Ordnung und Satzung, die ihrem Sinn nach bestimmt ist, der Gerechtigkeit zu dienen. An diesem Maßstab gemessen sind ganze Partien nationalsozialistischen Rechts niemals zur Würde geltenden Rechts gelangt. [...]

Gustav Radbruch, 'Gesetzliches Unrecht und übergesetzliches Recht', in: Norbert Hoerster (Hrsg.) Recht und Moral. Texte zur Rechtsphilosophie (Reclam, 2002) 46, 47 und 49.

Sonntag, 12. Januar 2014

Steven Pinker on Liberalism

The momentum of social norms in the direction of Market Pricing gives many people the willies, but it would, for better or worse, extrapolate the trend toward nonviolence. Radical libertarians, who love the Market Pricing model, would decriminalize prostitution, drug possession, and gambling, and thereby empty the world's prisons of millions of people currently kept there by force (to say nothing of sending pimps and drug lords the way of Prohibition gangsters). The progression toward personal freedom raises the question of whether it is morally desiarble to trade a measure of socially sanctioned violence for a measure of behaviour that many people deem intrinsically wrong, such as blasphemy, homosexuality, drug use, and prostitution. But that's just the point: right or wrong, retracting the moral sense from its traditional spheres of community, authority, and purity entails a reduction of violenec. And that retraction is precisely the agenda of classical liberalism: a freedom of individuals from tribal and authoritarian force, and a tolerance of personal choices as long as they do not infringe on the autonomy and well-being of others.

Steven Pinker, The Better Angels of our Nature. Why Violence has Declined (Viking, 2011), 636-637.

Montag, 6. Januar 2014

von Kollateralschäden und anderen Euphemismen

"In our time, political speech and writing are largely the defence of the indefensible. Things like the continuance of British rule in India, the Russian purges and deportations, the dropping of the atom bombs on Japan, can indeed be defended, but only by arguments which are too brutal for most people to face, and which do not square with the professed aims of the political parties. Thus political language has to consist largely of euphemism, question-begging and sheer cloudy vagueness. Defenceless villages are bombarded from the air, the inhabitants driven out into the countryside, the cattle machine-gunned, the huts set on fire with incendiary bullets: this is called pacification. Millions of peasants are robbed of their farms and sent trudging along the roads with no more than they can carry: this is called transfer of population or rectification of frontiers. People are imprisoned for years without trial, or shot in the back of the neck or sent to die of scurvy in Arctic lumber camps: this is called elimination of unreliable elements. Such phraseology is needed if one wants to name things without calling up mental pictures of them.
George Orwell, Politics and the English Language (1946), verfügbar unter http://www.orwell.ru/library/essays/politics/english/e_polit